Das BioRescue-Projekt entwickelt fortschrittliche Technologien der assistierten Reproduktion (aART), um das drohende Aussterben mehrerer Nashornarten und -unterarten zu verhindern. In einer neuen wissenschaftlichen Analyse, die in der Fachzeitschrift "Reproduction" veröffentlicht wurde, wertete das Team 65 aART-Eingriffe aus, die von 2015 bis 2022 durchgeführt wurden und hormonelle Stimulation der Eierstöcke, Entnahme von Eizellen (ovum pick-up, OPU), In-Vitro-Reifung und In-Vitro-Befruchtung (in vitro fertilisation, IVF) von Eizellen sowie Embryokultur und Kryokonservierung umfassten. Die Auswertung zeigt, dass aART sicher und erfolgreich ist – 51 Embryonen konnten in 65 Eingriffen ohne schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Tiere produziert werden. Vielmehr kamen regelmäßige OPUs der reproduktiven Gesundheit der Nashornweibchen zugute, indem sie nachweislich die Funktion der Eierstöcke verbesserten, die Zahl der Follikel erhöhten und die Rückbildung pathologischer Strukturen wie Zysten bewirkten.
Da die meisten Nashornarten und -unterarten vom Aussterben bedroht sind und zum Teil aufgrund niedriger Bestandsdichten und seltener Paarungsereignisse Schwierigkeiten bei der natürlichen Fortpflanzung haben, sind neue Methoden für ihre Erhaltung und die Verbesserung ihrer reproduktiven Fähigkeiten erforderlich. Der vielversprechendste neue Ansatz ist die Entwicklung und Erprobung fortgeschrittener Technologien der assistierten Reproduktion (aART), wie das Ovum Pick-up (OPU) – die Entnahme unreifer Eizellen (Oozyten) – und die In-vitro-Fertilisation (IVF). Diese Technologien ermöglichen die Erzeugung von Embryonen im Labor, die später in Leihmütter transferiert und von diesen ausgetragen werden können. Für das nördliche Breitmaulnashorn, einer Unterart mit lediglich zwei verbliebenen Weibchen, ist dies die einzige Option für Nachwuchs. Beide Weibchen können auf natürlichem Wege nicht trächtig werden und zudem aufgrund gesundheitlicher Probleme keine Schwangerschaft austragen. Das BioRescue-Projekt unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) entwickelt und erprobt diese Technologien, um den Zuchterfolg von südlichen Breitmaulnashörnern in menschlicher Obhut zu verbessern und das nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben zu bewahren. Das Konsortium nimmt die Sicherheit und das Wohlergehen der Tiere, das Qualitätsmanagement und die ethische Risikobewertung sehr ernst und evaluiert ständig seine neuen wissenschaftlichen und veterinärmedizinischen Verfahren.
BioRescue führte von 2015 bis 2022 insgesamt 65 aART-Eingriffe durch und veröffentlichte nun eine Auswertung dieser Daten in der Fachzeitschrift „Reproduction“. Das Autorenteam um Prof. Thomas Hildebrandt, Dr. Frank Göritz, Dr. Susanne Holtze vom Leibniz-IZW sowie Dr. Silvia Colleoni und Prof. Cesare Galli von Avantea srl. analysierte für 65 Eingriffe an 20 südlichen und zwei nördlichen Breitmaulnashornweibchen die Tiergesundheit und die gesundheitlichen Auswirkungen der Eingriffe, den Einfluss des Alters, der Jahreszeit, der Unterart, der Herkunft der Individuen, des hormonellen Status und des Zyklus sowie des Stimulationsprotokolls auf die Erfolgsraten der OPU- und IVF-Eingriffe. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
Das BioRescue-Team betont, wie wichtig es ist, neue entwickelte Technologien an der Grenze des technologisch Machbaren unverzüglich in die Artenschutz-Praxis umzusetzen, dabei aus der Praxis zu lernen und die Verfahren zu verbessern. Regelmäßige Evaluierungen und ethische Risikobewertungen werden weiterhin ein zentrales Element des Programms sein. Die erfolgreiche Produktion der Embryonen – insbesondere der Embryonen des nördlichen Breitmaulnashorns – unterstreicht die Bedeutung der Technologie und ihr Potenzial, eines der drängendsten globalen Probleme unserer Zeit anzugehen: den dramatischen Verlust der Artenvielfalt. Dieser Rückgang führt zu einer unkalkulierbaren Beeinträchtigung wichtiger Ökosysteme und begünstigt gleichzeitig das Auftreten neuartiger Krankheitserreger, die die Lebensgrundlage der Menschheit zerstören können.
Hildebrandt TB, Holtze S, Colleoni S, Hermes R, Stejskal J, Lekolool Isaac, Ndeereh D, Omondi P, Kariuki, L. Mijele, D, Mutisya, S, Ngulu S, Diecke S, Hayashi K, Lazzari G, de Mori B, Biasetti P, Quaggio A, Galli C, Goeritz F (2023): In vitro fertilization (IVF) program in white rhinoceros. Reproduction 166/6, 383–399. DOI: 10.1530/REP-23-0087
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW)
Thomas Hildebrandt
BioRescue-Projektleiter und Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement
Tel: +49/305168440
Email: hildebrandt@izw-berlin.de
Frank Göritz
Leitender Tierarzt des Leibniz-IZW und Wissenschaftler in der Abteilung für Reproduktionsmanagement
Tel: +49/305168444
Email: goeritz@izw-berlin.de
Susanne Holtze
Wissenschaftlerin in der Abteilung für Reproduktionsmanagement
Tel: +49/305168436
Email: holtze@izw-berlin.de
Steven Seet
Strategische Kommunikation
Tel: +49/1522 457 35 19
Email: seet@izw-berlin.de
Avantea
Cesare Galli
Direktor
Tel: +390 / 372437242
Email: cesaregalli@avantea.it
Silvia Colleoni
Senior-Wissenschaftlerin
Tel: +390 / 372437242
Email: silviacolleoni@avantea.it
Safari Park Dvůr Králové
Jan Stejskal
Direktor für Kommunikation und internationale Projekte
Tel: +420608009072
Email: jan.stejskal@zoodk.cz
Max Delbrück Center
Sebastian Diecke
Leiter der Technologie-Plattform „Pluripotente Stammzellen“
Email: sebastian.diecke@mdc-berlin.de
Osaka University
Katsuhiko Hayashi
Professor, Department of Genome Biology, Graduate School of Medicine
Tel: +81-60-68793900
Email: hayashik@gcb.med.osaka-u.ac.jp
University of Padua
Barbara de Mori
Leiterin des Ethics Laboratory for Veterinary Medicine, Conservation and Animal Welfare, Department of Comparative Biomedicine and Food Science
Tel: +39-3403747666
Email: barbara.demori@unipd.it
Ol Pejeta Conservancy
Samuel Mutisya
Head of Conservation
phone: +254 / 720 828 231
email: samuel.mutisya@olpejetaconservancy.org
Kenya Wildlife Service (KWS)
Dr Erustus Kanga HSC
Director General
Tel: +254 (20) 2379407
Email: director@kws.go.ke; kws@kws.go.ke
Wildlife Research and Training Institute (WRTI)
David Ndeereh
Deputy Director, Research
Tel: +254 722 556 380
Email: dndeereh@wrti.go.ke; david.ndeereh68@gmail.com